16 Oktober 2018
Uns erden und zentrieren
Eine immer häufigere Diagnose in Arztpraxen lautet „Globus pharyngis“ oder auch „Globus hystericus“, dem Nichtlateiner auch als „Globussyndrom“ bekannt. Wenn von einem „Kloss“ oder „Frosch“ im Hals die Rede ist, wissen auch die medizinisch weniger beschlagenen, worum es geht. Das Engegefühl im Hals ist äusserst unangenehm, es bereitet zuweilen Probleme bei der Nahrungsaufnahme, da die Betroffenen Probleme beim Schlucken haben bzw. die Nahrung in die Luft- statt in die Speiseröhre gelangt. Im schlimmsten Fall führt das Globussyndrom zu heftigen Angstzuständen. Oftmals findet sich für dieses unangenehme Symptom keine körperliche Ursache. In diesen Fällen ist das Globussyndrom vermutlich psychosomatisch bedingt.
Die meisten Betroffenen können sich jedoch den Weg zum Psychotherapeuten oder zum Psychologen ersparen, da es unterschiedliche Übungen und Möglichkeiten gibt, den Kloss im Hals selbst zu bekämpfen. Die Basler Gesangspädagogin und Bewusstseinstrainerin Edit Siegfried-Szabo hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ganzheitlich mit dem Globussyndrom beschäftigt und vielen ihrer Klientinnen und Klienten bei der Lösung ihrer Schluck- und damit verbundenen Atemprobleme helfen können. Ihren ursprünglich für das Gesangstraining entwickelten Ansatz, des freien Fliessens von Luft und Energie durch den Körper macht sie sich inzwischen auch bei der Behandlung des Globussyndroms zu eigen.
Dieser freie Fluss von Luft und Energie wird besonders deutlich, wenn die aktive Konzertsängerin die Verbindung der Fussmuskulatur zum Zungenbein und die Bedeutung eines sicheren und bewussten Standes für die Atmung und Schluckfähigkeit erläutert. Ein sicherer Stand sei die Voraussetzung dafür, um jede Art von Energie frei im Körper fliessen zu lassen, so Siegfried-Szabo. „Ein bewusster Stand des Menschen ist gleichbedeutend mit der Erdung in der Elektrik. Überflüssige und vor allem schädliche Energie kann in den Boden abfließen so wie bei einem Blitzableiter“. Um diese Erdung zu erreichen, sei es nötig, die Dinge des Lebens nicht nur oberflächlich, sondern mit dem inneren Auge zu betrachten. So könne der Atem verlangsamt werden und man könne ruhiger werden und zu sich selber kommen. Siegfried-Szabo erläutert weiter: „In diesem Zustand können wir bis zur Lungenspitze atmen und der „Musculus scalenus anterior“, ein wichtiger Teil der Atemhilfsmuskulatur ermöglicht es uns, die innere Energieröhre bis zu den Füssen zu öffnen. Erst wenn wir die tiefliegende Muskulatur aktivieren, spüren wir uns selber. Dadurch wird es uns ermöglicht, die Fussmuskulatur von innen her zu dehnen und eine Verbindung zur Atemmuskulatur herzustellen. Wenn wir dieses Körperbewusstsein erreicht haben, werden wir auch Neues wagen und unsere Grenzen ausweiten.“
Sowohl die Ganzheitlichkeit als auch die Vielfältigkeit von Siegfried-Szabos Ansatz werden dadurch deutlich, dass sie die Bedeutung der Fussmuskulatur für eine freie Atmung gleich in zwei Videos dem breiten Publikum vermittelt. Auf ihren Youtube-Kanälen „Globussyndrom“ (Teil 17) und „Bewusstes Singen“ (Teil 35) zeigt sie dem interessierten Zuschauer Übungen, um mit Hilfe der richtigen Fussstellung Energie und Atem frei fliessen zu lassen. Es lohnt sich, die Homepage von Siegfried-Szabo zu besuchen, da dort ihr umfassender Ansatz und reicher Erfahrungsschatz in Form all ihrer Videos zur Verfügung stehen.
Zum Abschluss des Gespräches ist es der gebürtigen Ungarin noch wichtig zu bemerken, dass es nicht unbedingt notwendig sei, lange zu meditieren, um ein neues Körperbewusstsein zu erlangen, sondern regelmässig die innere Muskulatur zu trainieren. Dies könne man auch in kurzen Einheiten zu Hause oder im Büro praktizieren.
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